Haltestelle Bahnhofquai, Zürich

Es geht um die Gesamtinstandsetzung und Erweiterung der Tramwartehalle Bahnhofquai der Gebrüder Pfister. Zu den bestehenden Dächer gesellt sich ein verwandtes Dachpaar welches sich allerdings transparenter und offener zeigt. Die Erhöhung war verlangt, die Stützenabstände werden maximiert und auf eine Verglasung zur Strasse hin wird verzichtet.

Aufgrund der anstehenden Gleissanierung sowie dem gesetzlichen Auftrag zur Umsetzung des Gleichstellungsgesetztes müssen Gleis- und Perronanlage am Bahhofquai in grösserem Ausmass angepasst werden. Betroffen sind dadurch auch die beiden Schutzobjekte der Tramwartehallen aus den Jahren 1951 - 1954. In einer vorgängigen Machbarkeitsstudie wurde aufgezeigt, dass die beiden Bestandsbauten zwar angepasst und teilweise abgebrochen werden müssen, ein Erhalt jedoch aus verschiedenen Gründen wertvoll ist.

Dennoch unterscheiden sich die Anforderungen an die Ergänzungsbauwerke in wichtigen Punkten von den Gegebenheiten der Bestandsbauten – wobei die zwingende Anhebung der Dachuntersichten um rund 1m den grössten Einfluss auf den Entwurf der Verlängerung der Anlage hat. Denn diese Forderung eröffnet, nicht auf den ersten, aber auf den zweiten Blick, eine Vielfalt an Interpretations- und Entwurfsmöglichkeiten. Im Fokus steht dabei die städtebauliche Wirkung der Erweiterung in einem bereits überstrapazierten Raum mit sich überschneidenden Verkehrsströmen zwischen Bahnhof und Limmat. Wie kann es gelingen, dass das neue Dach sich einerseits verträglich mit dem hallenartigen Bestand verhält und andererseits verbliebene städtebauliche Qualitäten zwischen Bahnhofskopf und Gewässer nicht einschränkt?
Der Entwurf „Geschwister“ antwortet darauf mit zwei Dachflächen, welche in grossen Abständen durch Rahmenstützen getragen werden. Während die filigrane Konstruktion von 1951 den Warteraum mit ihren Dach- und Seitenflächen als offene Halle interpretiert, sieht sich die vorgeschlagene Erweiterung als Wetterdach, welches nicht eigentliche Räume sondern gedeckte Aufenthaltszonen schafft, ohne dabei die städtebaulich wichtigen Sichtbeziehungen zwischen Bahnhof-Limmat-Neumühlequai oder zwischen Bahnhofquai- Nationalmuseum zu unterbrechen. So bindet sich die transparente und in hellen Farben und Materialien gehaltene Struktur zurückhaltend in diese baugeschichtlich wertvolle Umgebung ein. Ohne sich anzubiedern nehmen dabei die neuen Dächer die Vorgaben des Bestands auf und entwickeln aus der gleichen DNA ein neue, auf wenige Elemente reduzierte Struktur und damit ein stimmiges Ensemble. Sie verbinden die bestehenden Wartehallen im Norden mit den Treppenabgängen im Süden und bieten Schutz für die Passagiere von insgesamt vier Tramkompositionen. Der Stützenrythmus wird sämtlichen Randbedingungen gerecht, nämlich die Anknüpfung an die unterschiedlich langen Bestandsbauten sowie dem ebenerdigen Fussgängerübergang zum Hauptbahnhof. Jeweils zwei Stützen stehen sich bei den neuen Dächern gegenüber und bilden zusammen ein präzises, den Gleisbereich überspannendes Joch. Es gelingt damit auch, die geforderte freie Durchgangsbreite von 2.00 Metern Breite entlang der beiden Abgänge zum Shopville einzuhalten, indem das letzte Feld gegenüber der Regelspannweite um rund 1m verlängert wird.In Längsrichtung weisen die neuen Dächer kein Gefälle auf. Die Raumhöhe nimmt deshalb von Nord nach Süd ab und vermittelt zur niederen Raumhöhe der Bestandsbauten.

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