Werkhof und Feuerwehrdepot Bad Ragaz
Die Parzelle welche für den Neubau vorgesehen ist ermöglicht es dem nördlichen Ortszugang von Bad Ragaz ein Gesicht zu geben. Kostengünstiges Bauen, Funktionalität und eine einfache, reibungslose Erschließung mit möglichst geringer Belastung des anschließenden Wohnquartiers sind weitere Merkmale des Projekts, welches wir im Rahmen des Planerwahlverfahrens mit Präqualifikation entwickelt haben.
Der Salzturm des Werkhofs und der Turm der Kapelle St. Leonard bilden das nördliche Tor in die Stadt.
Der flache Bau, welchen Werkhof und Feuerwehr sich teilen, schützt das dahinterliegende Einfamilienhausquartier vor Lärm und gibt ihm Raum und Halt. Das Gebäude nimmt Abstand zu den Wohngebäuden und der flankierenden Spielstrasse. parallel zu Strasse und Werkhof wird eine Baumreihe gepflanzt. Zwischen den Bäumen befinden sich die temporär genutzten Parkplätze welche selbstverständlich nicht über die Spielstrasse erschlossen werden.
Die neuen Bauten für die Feuerwehr und den Werkhofs fügen sich harmonisch entlang der Sarganserstrasse ein, der flache Unterstand vermittelt zum Kreisel hin und das frei stehende Salzsilo tritt in Dialog mit dem Turm der St. Leonhards-Kapelle.Durch die Anordnung des Hauptgebäudes entstehen großzügige Vorplätze mit Zufahrten ausschliesslich ab der Paracelsusstrasse.
Das Raumprogramm wird auf zwei ost-west-orientierte Bauten aufgeteilt. Das Hauptgebäude vereint die beheizten, beziehungsweise temperierten Bereiche, der Unterstand beherbergt die Kaltnutzungen sowie die Aussenlager. Die beiden Baukörper liegen senkrecht zur Sarganserstrasse und gliedern das Areal in drei Bereiche, die alle von der Paracelsus-Strasse her erschlossen sind:
– Nördlicher Bereich mit dem Salzsilo, das ohne Rückfahrmanöver und mit genügend Warteraum für nachfolgende Fahrzeuge angefahren werden kann. Daneben befindet sich an dieser Stelle auch die überdachte, öffentliche Entsorgungsstelle.
– Zentraler Bereich mit den Vorplätzen der Einstellhallen von Werkhof und Feuerwehr
– Südlicher Bereich mit den Parkplätzen für Mitarbeitende, mit überdachten Abstellplätzen für Fahrräder und Motorräder und mit den Gebäudezugänge für Personal und Besuchende. Der Fahrradverkehr und die Quartiererschliessung über die Unterrainstrasse werden vom Betrieb nicht tangiert.
Die Verkehrsführung stellt optimale Funktionalität, Einsatzbereitschaft und gute Orientierung für Betrieb, Besuchende und für Anlieferungen sicher. Einerseits wird eine gute Entflechtung der verschiedenen Nutzungen sichergestellt, andererseits ist das angrenzende Wohngebiet akustisch vor Betriebsgeräuschen und Strassenlärm abgeschirmt.
Die großzügigen Vorplätze zu den Betriebsgebäuden bieten klare An- und Abfahrtsbereiche mit entflochtenen Verkehrsabläufen. Die Verkehrsflächen sind ausreichend dimensioniert um ein problemloses und sicheres Manövrieren von Fahrzeugen zu ermöglichen, unterschiedliche Arbeitsabläufe können parallel und ungestört voneinander stattfinden.
Aufgrund der Kosten, bzw. des ungünstigen Verhältnisses von Zufahrtsrampe und Parkierungsfläche wird auf eine Tiefgarage verzichtet. Stattdessen entsteht eine effizient organisierte, oberirdische Halle als eingeschossiger Bau. Die ebenerdige Anordnung der Abstellplätze bietet darüber hinaus auch betriebliche Vorteile, da die Anhänger gegenüber der Einstellhalle abgestellt sind und nicht aus dem Untergeschoss geholt werden müssen.
Die Gestaltung der Umgebung wird durch die Baukörper und die erforderlichen Fahrbeziehungen geprägt. Dennoch ist das Areal 3-seitig von Bäumen flankiert. Naturnah gestaltete Grünflächen umgeben das Areal zusammen mit den wertvollen Bäumen entlang der Strasse und bieten Platz für Retentionsvolumen. Der ökologisch wertvolle Grünfilter wird durch vielfältige Pflanzungen ergänzt, die von Blumenrasen und artenreichen Wiesen bis hin zu Feuchtwiesen in den Retentionsbereichen reichen. Diese Vielfalt der Grünbereiche schafft eine natürliche Atmosphäre auf dem Grundstück und stärkt die ökologische Qualität der Anlage. Die mehrheitlich geschlossenen Seitenfassaden der Einstellhalle sollen begrünt werden.
Die Wahl der Bodenbeläge auf dem Areal entsprechen dem hohen Nutzungsdruck und Widerstehen den auftretenden Schärkräften der Betriebsfahrtzeuge. Es handelt sich um einen gehärteten Asphaltbelag mit hellem Grundgestein, der durch eine Oberflächenbehandlung aufgehellt wird. Dieser robuste und helle Belag hilft, die Erwärmung der Fläche zu reduzieren. Bei geringerer Belastung sind durchlässige Zementbeläge mit Kies- oder Rasenfugen vorgesehen, die eine Entwässerung über die Fläche ermöglichen. Die Oberflächenentwässerung erfolgt über offene Rinnen und wird in kiesige Untergrundbereiche und Retentionsbecken geleitet. Es sind fließende Übergänge zu den Grünflächen vorgesehen, um eine natürliche Entwässerung zu ermöglichen. Der Unterhalt des Areals kann mit vertretbarem Aufwand und einem hohen Anteil maschineller Unterstützung sichergestellt werden. Durch die klar definierten Flächen kann die Umgebung effizient gepflegt werden.
Architektonischer Ausdruck
Das architektonisches Konzept zielt nutzungsbedingt auf eine hohe Funktionalität ab und orientiert sich an optimierten Arbeitsabläufen im täglichen Betrieb, welche eine jederzeitige Einsatzfähigkeit der systemrelevanten Nutzungen garantieren. Gleichzeitig setzen sorgfältig gewählte gestalterische Elemente dezente Akzente und schaffen ein ästhetisch ansprechendes Arbeitsumfeld. Das Hauptgebäude wird als flächiger, primär zweiseitig orientierter Gebäudekörper entworfen. Der Raster der Primärstruktur rhythmisiert die Fassade. Dadurch erinnert sie fast an die ähnlich gegliederten Fassaden der historischen und aktuellen Tourismusarchitektur im Zentrum von Bad Ragaz, wie zum Beispiel dem Kursaal, dem Dorfbad oder der Tamina Therme. Dachkonstruktion mit Giebelfeldern gliedert das Volumen und vermittelt so zur kleinteiligen Struktur der Wohnbauten.
Funktionalität und betriebliche Abläufe
Das Areal und die Bauten sind in drei Bereiche aufgeteilt. An der Paracelsus-Strasse liegt die Feuerwehr, entlang der Sarganserstrasse ist der Werkhof organisiert, dazwischen liegen die gemeinschaftlich genutzten Bereich.
Die innere Organisation des Feuerwehrbetriebsgebäudes richtet sich wesentlich nach den Abläufen bei einem Einsatz, respektive der Retablierung am Ende eines Einsatzes. Es gilt das Prinzip der kurzen und schnellen Wege. Im Einsatzfall erreicht die Mannschaft unverzüglich die Garderoben im Erdgeschoss. Kurze Wege sind von den Büroarbeitsplätzen, vom Pausenraum, von den Pikettzimmern und von den Parkplätzen verfügbar. Vertikale Verbindungen sind über eine Stange gewährleistet. Die Garderoben haben einen direkten Zugang zur Fahrzeughalle. Die Fahrzeugaufstellung in der Halle folgt der Einsatzpriorität. Neben der Fahrzeughalle ist die Alarmzentrale angeordnet, die eine direkte Sicht- und Sprachverbindung zur Halle und zur Erschliessung aufweist. Ein Dekontaminationsbereich ermöglicht die Grobreinigung von Material und Kleidung. Im Obergeschoss wird nebst den Büros ein Teambüro angeboten. Der Schulungsraum und der zuschaltbare Pausenraum mit Küche können von externen Gruppen mitgenutzt werden. Der Bereich wird durch einen direkt angegliederten Aussenraum komplettiert. Dadurch wird bei Seminaren oder Anlässen einerseits eine Flächenerweiterung und andererseits ein Verpflegungsangebot gewährleistet.
Die Fahrzeughalle ist Dreh- und Angelpunkt des Werkhofbetriebs. Die Lager sind unmittelbar von der Fahrzeughalle aus zugänglich. Weitere Büroarbeitsplätze, Garderoben und Nebenräume sind im Obergeschoss platziert. Der Einsatzweg führt vom Parkplatz über eine eingeschossige Treppenverbindung zu den Garderoben, danach zum Briefing im angrenzenden Pausenraum und schliesslich zurück ins EG zu den Lagern und den Einsatzfahrzeugen. In der Halle ist eine Reparaturwerkstatt mit entsprechender Ausstattung integriert.
Dank bewährter Konstruktionsweisen und dem Einsatz natürlicher, robuster und funktionaler Materialien sind die Betriebsgebäude optimal auf die Anforderungen des Betriebsalltags ausgelegt. Materialwahl und Konstruktionen berücksichtigen eine hohe Nutzungsdauer, eine gute Rückbaufähigkeit, einen hohen Vorfertigungsgrad, den Einsatz von Recyclingbaustoffen und eine tiefe graue Energie. Sämtliche Konstruktionen weisen eine hohe Zweckmäßigkeit, Funktionalität und Gebrauchstauglichkeit aus. Eine einfache Zugänglichkeit der Technikführungen erleichtert den Austausch von Technik-Komponenten über die gesamte Bestandsdauer. Die vorgesehene Materialisierung erfüllt die Anforderungen des Minergie-Labelzusatzes ECO und legt einen hohen Wert auf Zirkularität. Die definitiven Anforderungen werden jedoch erst im Vorprojekt im Diskurs mit der Bauherrschaft und den Nutzenden festgelegt. Das Betriebsgebäude wird als Ingenieur-Holzbau in Holz und Beton erstellt. Ein hoher Vorfertigungsgrad des Tragwerks ist effizient und beeinflusst die Erstellungskosten in hohem Masse positiv.
Lediglich die konstruktiv notwendigen Bauteile wie das Untergeschoss, Bodenplatten, Sockel (Anprallschutz) oder vertikale Erschließungsbereiche werden in Recycling-Beton ausgeführt. Dadurch wird auf einfache und effektive Weise der Brandschutz und die Erdbebensicherheit gewährleistet. Für die Zwischendecke ist eine Holzbalkenkonstruktion mit schlanken, werkseitig verbundenen Betonplatten vorgesehen, um das Raumklima zu regulieren und ausreichende Masse für den sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten. Auch das Schwingungsverhalten und die Körperschallbedingungen lassen sich damit normgerecht umsetzen. Beim Unterstand tragen robuste Betonwände eine Dachkonstruktion aus unverleimten Holzträgern. Die Unterteilung von Lagerflächen und der Witterungsschutz der Einstellplätze ist in Leichtbau-Konstruktion vorgesehen und erlaubt flexible Anpassungen an künftige Entwicklungen.
Die Photovoltaikanlage auf dem Hauptdach ermöglicht maximale Erzeugung von Strom für den Eigenbedarf – insbesondere für den zukünftig zu erwartenden Fahrzeugpark. Die gebäudetechnischen Anlagen sind zweckmäßig gestaltet. Die Wärmeabgabe erfolgt bedarfsgerecht über verschiedene Systeme wie Heizkörper, Luftheizapparate oder Fußbodenheizung. Fahrzeughallen, Waschräume und Werkstätten werden mit Niedertemperatur-Lufterhitzern beheizt, um auf externe Einflüsse schnell reagieren zu können. Brauchwarmwasser kann über eine Frischwasserstation erzeugt werden. Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung werden in Räumen eingesetzt, um die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen, Gerüche und Feuchtigkeit zu berücksichtigen. Über Hallentore und Dachflächenfenster führt eine natürliche Luftzirkulation die sommerliche Wärmelast der Hallen ab.
Der Wirtschaftlichkeit bezüglich Investitions-, Unterhalts, und Betriebskosten kommt grosse Bedeutung zu. Folgende Massnahmen tragen dazu bei:
– Erstellung: Kompaktheit, Minimierung Untergeschoss, Vorfertigung
– Betrieb: kurze Wege, reibungslose Betriebsabläufe, getrennte Warm- Kaltbereiche
– Unterhalt: robuste, unterhaltsarme Materialwahl, einfache Haustechnik, Systemtrennung
Bauherrschaft
politische Gemeinde Bad Ragaz
Verfahren
Selektives Planerwahlverfahren mit offener Dossierselektion; Projektvorschlag (schematisch) mit Honorarofferte
Jahr
2023