© Dominique Marc Wehrli

Elefantenanlage I

Die Elefantenanlage setzte einen neuen Schwerpunkt in der damaligen Mitte des Kinder­zoos. Sie bot Zoo­besuchern und Elefanten gleichermassen einen viel­fältigen Erlebnisraum.
Sie wurde 2015 zusammen mit dem Zentralstall von Wolfgang Behles abgerissen, nachdem die der neue Elefantenpark fertig gestellt war.

Die Anlage lag vor dem alten Zentralstall mit seinen geschwungenen Wänden und dem weit ausladenden Dach. Diese expressive Betonarchitektur aus den frühen 70-ern wurde in den neuen Anlageteilen tradiert und ihrer Aufgabe entsprechend neu ausgeformt. Die eine Baute war zugleich Kratzwand, Besucherterrasse, Wasserfall, Gehegegrenze, und Wasserbasin. Die andere war der Reitaufstieg, aber auch Kratzwand, Unterstand, Lager und sie strukturierte die Anlage. Die einzelnen Anlageteile waren so angelegt, dass immer neue per­spek­ti­vische Schichtungen entstehen. Ein spannungsvoller Aufbau in Vorder-, Mittel- und Hintergrund überspielte die limitierte Grösse des Geländes. Die Fantasie der Besucher wurde durch sorgfältig gestaltete Details angeregt; in den Köpfen entstand eine dichte Erlebniswelt. 

Die Bauten waren reich an Bildern und erzählten mit ihren expressiven Formen etwas über den jeweiligen - von Menschen mitgestalteten - Herkunftsraum der Tiere.
Sie integrierten sich, indem sie Materialisierung und Formensprache der bestehenden Zooarchitektur aufnahmen und interpretierten. Der Herkunft der Elefanten entsprechend, erinnerten die Bauten an das alte und neue Indien (zum Beispiel Le Corbusiers Bauten in Chandigarh): Eine andere Welt, eine Welt insbesondere, in der die Elefanten einen selbst­­verständ­lichen Teil des Alltages bilden. 
Zuschauer und Tiere kamen sich so nahe, wie es gegenseitige Sicherheit und Respekt zulassen. Die Grenzen der Anlage wurden als Ort der Begegnung gestaltet. Die Mauern waren weitgehend aufgelöst und hatten Sichtschlitze oder Löcher. Die verspielten, ornamentalen Elemente vor – oder in den Öffnungen, verhindern unliebsame Begegnungen. Ausserdem bildeten die Betonmauern willkommene Kratzgelegenheiten für die Elefanten. Die diversen Kurven, Ein- und Ausbuchtungen in den Wänden waren genau dazu da, dass die Tiere sich möglichst alle Stellen am Körper kratzen konnten. Die Lauf­gräben waren für die Elefanten benutz­bar und verliehen der Anlage eine zusätzliche – topografische Qualität. 

Nachdem 2015 der (von uns projektierte) Elefantenpark "Himmapan" eröffnet wurde, war die Anlage in dieser Form für andere Tiere leider nicht brauchbar und wurde bis auf das Bassin abgerissen. An Ihrer stelle steht nun die (von uns projektrierte) Pinguinanlage und ein Gepardengehege mit Hütte. Heute bleiben einzig die Eingangswand und der Ponystall als Zeuge der expressiven Beton-Zoo-Architektur aus der Gündungszeit des Kinderzoos.

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  • Kategorie:

    Zooarchitektur, Zooanlage, Neubau

  • Bauherrschaft

    Gebrüder Knie, Schweizer National-Circus AG

  • Standort

    Knies Kinderzoo, Rapperswil

  • Leistung M&T

    Planung und Realisierung

  • Kunst am Bau

    Roland Fässer

  • Jahr

    geplant: 1998 ausgeführt: 1999 (Bauzeit: 4 Monate) abgerissen: 2015

  • Preise

    “Auszeichnung Gutes Bauen 1996-2000” (2. Wettbewerbsstufe)

  • Anzahl Tiere

    4-7 Elefantenkühe

  • Fläche

    1050 m2

  • Bad/Ausgleichsbecken

    150 m3 Nutzvolumen

  • Publikationen

    - Hochparterre Nr. 10, 2000, Ulrike Schettler - werk, bauen + wohnen 1|2/2009, Albert Kirchengast